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Bewegungen in neue Gleichgewichte

Bewegungen in neue Gleichgewichte - E-Book (PDF)

Bewegende Sichtweisen für unseren Alltag

von Olaf Jacobsen

Olaf Jacobsen Verlag 2000
vollständig aktualisiert 2014    
ursprünglicher Titel: "Nichts ist All-ein" Band 3

ISBN 978-3-936116-42-7  

288 Seiten

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Kurzbeschreibung und Rezension
Inhaltsverzeichnis
Leseprobe


Der Schlüssel zur Klarheit

Im Alter von 28 Jahren entdeckte Olaf Jacobsen ein universelles Grundgesetz. Ab da änderte sich sein Leben radikal. Er beobachtete, dass sich eine jahrelange innere Suche wie von selbst beendet hat – und er „findet“ nur noch! Eine Erkenntnis nach der anderen …

In seinem zweiten Buch schreibt er darüber, wie man sein Leben mit Hilfe von tiefgreifenden Lösungsprozessen bereichern kann. Dadurch werden Verstand und Gefühl immer mehr befreit, in immer bessere Gleichgewichtszustände bewegt – und es entsteht eine allumfassende Klarheit, eine integrale Weltsicht.

Olaf demonstriert seine eigene Klarheit, indem er das von ihm entdeckte universelle Grundgesetz auf viele Lebenssituationen überträgt und sie aus neuen Perspektiven heraus beschreibt und stimmig erklärt. Er-Klärungen, die anstecken und befreien.

Aus dem Jahr 2000 – neu überarbeitet und zeitlos gültig:
Das zweite Buch der Olaf-Jacobsen-Bücher.

 

Rezension bei Amazon (von "Viellesende")

Die in Buch 1 ("So, jetzt ist aber genug") gefundenen Problemlösungsstrategien führen bei der regelmäßigen Anwendung im Laufe der Zeit zu tief greifenden Bewusstseinsprozessen über den Sinn des Lebens und die eigenen Aufgaben, die man lösen muss, wenn man Weisheit und inneren Frieden erfahren will.
Von diesen Erkenntnissen handelt nun dieses Buch, aber in besonderer Form: Der Autor verschont den Leser mit der Beschreibung von unerklärlichen Erleuchtungserlebnissen, die ihn im Gegensatz zum Leser als auserwählt erscheinen lassen, es sind auch keine exotischen Übungen oder (teure) Seminare und Workshops erforderlich. Stattdessen wird überzeugend dargestellt, dass jeder Mensch den Weg zu seiner eigenen Sinnerfüllung finden kann, der bereit und mutig genug ist, seinen eigenen Wahrnehmungen zu trauen und sich dabei von der intuitiven Spur der größtmöglichen Lebendigkeit führen zu lassen.

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Inhaltsverzeichnis:

Was bisher geschah (2014)
Vorwort (1999)
Vorwarnung (2000/2004)
Die universelle Formel
Allgemeine Folgerungen

Im Universum der Gleichgewichte
Wir lernen im Land der Gleichgewichte
Die Wirkung der universellen Formel auf mich

I Durch Fehler und Grenzen zu Erkenntnissen
Wie wirken Er-Klärungen?
Die zur Erklärung passende Erfahrung fehlt noch
Die zur Erklärung passende Erfahrung ist unzugänglich
Wie sprechen wir heilend mit uns selbst?
Die Wörter „falsch“ und „richtig“
Die Fehler anderer als „Gleichgewicht“ achten
Eigene Fehler zeigen uns unseren Standort
Wir leiden unter dem schrecklichen Ende
Die Angst als gesunde Grenze
Die Freude als hilfreiches Motiv
Wie setzen wir ohne Ablehnung eine Grenze?
     Die Grenze aus der Sicht des Kindes
     Die Grenze aus der Sicht der Eltern
     Woran erkennt man den Unterschied einer notwendigen Grenze und einer Grenze, die hinterfragt werden sollte?
     Der Erwachsene fungiert oft als „Grenze“ für das Kind
Das Wörtchen „nicht“ funktioniert manchmal nicht
Warum wir etwas nicht wissen sollen
Wie verhalten sich Fehler?
     Durch Beobachtung können Fehler verschwinden
     Ein Unsicherheitsgefühl ist sinnvoll
     Integration vergangener Informationen in die Gegenwart
     Die persönliche Lebensaufgabe ist sehr attraktiv
Wünsche können anerkannt werden
Eltern sind auf jeder Ebene ein Vorbild
Wie funktionieren „Probleme“ eigentlich?

II Klärung und Auflösung
Der Sinn unseres Lebens: Integration
Wir sind Wachstumsspiralen
Emotionale Hindernisse, Grenzen, Hemmungen können sich lösen
Mein schlechtes Gewissen bei einer roten Ampel
Das Schwarzfahren in der Straßenbahn
Wie wird man selbstsicher? oder: Das unbewusste Rollenspiel zwischen Menschen
Was nehmen wir wahr: unser Gegenüber oder uns selbst?
Der klare Unterschied zwischen Abwehr und Abgrenzung
Eine Blockade ist oft ein Kampf zweier Wünsche
Unser tiefer Wunsch, Ungleichgewichte zu klären
Unser Wunsch nach Klärung steuert unser Leben
Wie klären wir etwas aktiv?
Wie funktioniert das Loslassen eigentlich?
Wir kontrollieren immer, auch das Loslassen
Gibt es die absolute Erlösung?
Gibt es tatsächlich vollkommen Erleuchtete?
Die allumfassende Liebe ist nicht fühlbar
Unsere Tränen unterstützen den Befreiungsprozess
Beispiel eines eigenen Befreiungsprozesses über das Thema „Klein-Gefühl“
Unsere Sicht der Welt zeigt, wie wir sind

III Distanz und Trennung
Wenn wir Tränen vermeiden
Die Folgen eines nicht verarbeiteten Verlustes
Durch eine Abwehr sind wir gebunden
Wie entstehen überhaupt Abwehrgefühle und Widerstände?
Ein Patt zwischen Vermeidung und Lösung
Der totale Abschied durch ein totales Erlebnis
Das Gleichgewicht, das Scheidungskinder suchen
Gibt es Trennungen in Harmonie?
„Soll ich mich trennen oder nicht?!“
„Muss ich mich trennen, wenn ich etwas in mir klären will?“
Die glücklichste Partnerschaft
Die beiden Pole „Lernen“ und „Lösen“
Verantwortung führt zu Kontrolle
Klarheit durch Eigenverantwortung
Was ist eine emotionale Distanz eigentlich?
Nähe ist überall
Der gemeinsame Wunsch, Distanzen aufzulösen
Wir leben „mit“ – in Resonanz
Der Wunsch, der hinter dem Bedürfnis nach Nähe steht
Der Wunsch, der hinter der Flucht vor Nähe steht
Unsere eigenverantwortliche Beziehung zu unseren Eltern (und zu unserer Vergangenheit)
Beziehungen zu Partnern oder Freunden heilen

IV Gedanken zum Lösungsprozess
1. Wie lösen wir ein hinderndes Abwehrverhalten auf?
2. Wie finden wir den passenden Rahmen, in dem sich unsere Abwehr auflösen kann?
3. Wie erkennen wir etwas Neues? Wie erreichen wir eine Erkenntnis?
4. Ist wirklich alles über die Abwehr erkannt, kann sie uns nicht mehr hindern
5. Erkenntnisse und die damit verbundene Auflösung von Abwehr haben ihre Reihenfolge
6. Unser Wachstumsprozess ist vorherbestimmt, aber das ist unwichtig für uns
7. Wichtig ist für uns, dass wir uns frei fühlen
8. Steht das Gefühl von Freiheit für „Unabhängigkeit“?
9. Distanz, Trennung = Abwehr
10. Fragen, durch die man seine Abwehrmechanismen kennenlernen und verstehen könnte
11. Durch Formulieren löst sich etwas
12. Weinen ist ein Zeichen einer inneren Veränderung
13. Bei jeder Gelegenheit weinen, die man fühlt
14. Für das Trauern müssen wir den Verlust erkennen können
15. Geduld, wir brauchen Zeit zum Wachsen
16. Wie?
17. So
18. Dazugehörigkeit und Freiheit
19. Wir sind integriert
20. Wir sind immer frei
21. Die allumfassende Liebe ist die Erkenntnis, dass alles miteinander im Gleichgewicht ist
22. Distanz und Nähe
23. Weitergabe von bekämpften Verhaltensweisen
24. Erst wenn wir jedes Ungleichgewicht als Gleichgewicht sehen können, erkennen wir das ewige Gleichgewicht

V Weitere Erkenntnisquellen
Über dieses Kapitel
Erlösung
Positives Denken
Der Wunsch nach Anerkennung
Der Tod
Was ist das Einengungsgefühl?
Wir spielen Rollen
Wer hat Schuld?
Was ist eigentlich das schlechte Gewissen?
Das Klein-Gefühl als Wahrnehmung
Hilflosigkeit – oder besser: Selbstständigkeit
Die sinnvolle Ohnmacht
Die Unsicherheit der Sicheren
Die Falle „Rechtfertigung“
Gibt es unseren freien Willen?
Überzeugungen und dazu passende Ent-Täuschungen
      „Blockaden sind negativ“
     „Es wird sich schon erfüllen …“
     „Ich will niemanden verletzen“
     „Ich lasse mich nicht beeinflussen“
     „Ich habe mich getrennt“
     „Ich will meinen Schmerz nicht!“
     Wünsche sind Fragen
     „Warum versteht mich keiner?“
Wie Sex unsere unverarbeiteten Themen zum Vorschein bringt
Wie Mann und Frau jeweils zu sich stehen können
Den Versöhnungswunsch vollständig loslassen
Unkonzentration beim Lesen eines Buches
Das Kritisieren in Partnerschaften
Wie können wir bei Kritik anderer Menschen klar sein?
Der heilsame Ausschluss des Ausschlusses
Die Lüge zur Vermeidung von schmerzhaften Missverständnissen
Das Verschwinden von Fehlern in unserem Verhalten
Ängste sind lösbar
Wie Ängste verschwinden
Der Zustand der Angstlosigkeit
Theorie und Praxis
Zusammenfassung
Der Einwand
Wichtige Schlussbemerkung

Über den Autor

 

 

Entscheidende Textausschnitte:

(ab Seite 41)

Die Wörter „falsch“ und „richtig“

Es gibt nichts, was wirklich „falsch“ ist.
Es gibt nur etwas, das nicht in „unser“ Gleichgewicht passt.
Ein Fehler ist immer relativ und hängt vom Betrachter und seinen Zielen ab.

Wenn ein Mensch etwas als „falsch“ bezeichnet, dann meint er eigentlich damit, dass es nicht in sein Gleichgewicht passt, welches er gerade vor Augen oder im Gefühl hat.

Was passiert, wenn etwas als falsch bezeichnet wird?
Wir hemmen das, was mit diesem Ausdruck in Verbindung gebracht wird. Wir blockieren es. Wir erschaffen eine Grenze. Und dadurch entsteht eine begrenzte Form / eine Überzeugung / ein Verhaltensmuster / eine Regel.
Das Wort „falsch“ ist der Befehl für „Grenze setzen!“
Das Wort „richtig“ ist der Befehl für „wiederholen!“, also für die Errichtung eines Kreislaufes, der ebenfalls eine Form darstellt.
Diese Formen bilden in uns „Sichtweisen“, „Überzeugungen“, „Meinungen“, „Wissen“, „Ansichten“, „Regeln“ etc.
Sie helfen, dass wir uns in der Welt zurechtfinden. Sie stellen also gewisse „Gleichgewichte“ für uns dar.

Auf der anderen Seite können unsere Sichtweisen aber auch zu Ungleichgewichten werden. Wenn z. B. unsere äußere Welt oder Situation sich verändert hat, wir aber unsere alten Überzeugungen beibehalten und sie nicht den neuen Gegebenheiten angepasst haben, können Probleme entstehen.
Ein Problem bedeutet: Es existiert ein Unterschied (= Ungleichgewicht) zwischen unseren inneren Überzeugungen und dem, was wir gerade außerhalb von uns wahrnehmen. Wir spüren ein „Hindernis“, wir müssen „klären“ und den Weg in ein neues Gleichgewicht finden.
Stellen Sie sich vor, dass Sie längere Zeit mit einem Partner (oder einer Partnerin) zusammen waren, der Ihnen oft gesagt hat, was er für falsch und was er für richtig hält. Im Laufe der Zeit sind Sie dazu ein Gleichgewicht eingegangen und haben gewisse passende Verhaltensmuster gebildet, Formen.
Dann geht die Partnerschaft auseinander. Sie trennen sich, verarbeiten die Trennung, trauern, leben eine Zeit alleine und verlieben sich neu. Nun entsteht wieder eine Situation „Partnerschaft“, in der Sie erst einmal Ihre alten Verhaltensmuster auf den Tisch legen.
Während des Gebrauchs Ihrer alten Formen erfahren Sie dann aber, welches Muster in dieser neuen Partnerschaft plötzlich ein Ungleichgewicht darstellt. Denn jetzt ist auf einmal das, was vorher falsch war, gar nicht mehr so falsch, aber das, was vorher richtig war, könnte ein Problem sein.
Sie müssen erst einmal neu wahrnehmen, Ungleichgewichte zwischen Ihren inneren Formen und der äußeren Situation identifizieren und sich dann neu anpassen. Sie müssen sich von alten Formen verabschieden, sie auflösen und auf der anderen Seite neue Formen bilden, neue Gleichgewichte.
Allerdings gibt es auch Formen, die Bestand haben werden. Es gibt Dinge, die falsch bleiben, und es gibt Dinge, die richtig bleiben.

Das können wir auf das gesamte Leben übertragen.

Noch ein ganz klares Beispiel: Es ist falsch, mit dem Auto grundsätzlich auf der linken Straßenseite zu fahren (außer beim Überholen oder in Einbahnstraßen). Das ist eine Regel. Fahren Sie jedoch in Großbritannien (Änderung der äußeren Situation, denn man muss grundsätzlich links fahren) und passen Ihre innere Überzeugung und Regel nicht den äußeren Gegebenheiten an, werden Sie in viele Ungleichgewichte geraten – so lange, bis Sie sich den äußeren Regeln anpassen und links fahren.

Im Laufe unserer Reifung merken wir, welche Gleichgewichte, welche Formen in den unterschiedlichsten Situationen immer wieder erfolgreich für uns anwendbar sind, und welche Formen immer wieder verändert werden müssen.
Krisen und Ungleichgewichte und Schwierigkeiten und Blockaden wollen also nichts anderes als uns klar machen, dass wir an dieser Stelle eine Form (Überzeugung, Sichtweise, Verhaltensmuster) in uns loslassen und verändern müssen, damit wir mit unserer Umwelt in ein neues Gleichgewicht gelangen können.
Es stellt sich die Frage, wie wir das am besten tun.
Hier zunächst nur eine Kurzantwort darauf: Wir gelangen in ein neues Gleichgewicht, wenn wir das Neue in unserer Umwelt / das, was uns die Schwierigkeiten bereitet, intensiv beobachten, immer genauer kennen- und verstehenlernen (mehr davon ab Seite 91).

Wenn ich tief in meine Seele horche, dann spüre ich, dass ich gar nichts anderes möchte. Ich scheine mir auf einer bestimmten Ebene diese Herausforderungen und diese Forschungen an mir selbst zu wünschen. Dieser Lebenswandel stellt für mich ein Gleichgewicht dar, ist für mich „richtig“.
Ich möchte immer wieder meine inneren Formen verändern müssen, bis sich dabei eine Form herausgeschält hat, die in vielen Situationen Bestand für mich hat und mit deren Hilfe ich Neues und Schwierigkeiten gut und fließend einordnen kann.
Diese Form habe ich inzwischen gefunden (glaube ich)  – bis jetzt scheint es jedenfalls so. Wie Sie wissen, heißt diese Form / diese Überzeugung:
     Jedes Element hat den Wunsch nach Gleichgewicht.

Ich überprüfe sie ständig, setze sie laufend Situationen aus, in denen sie vielleicht in ein Ungleichgewicht geraten könnte. Doch sie bleibt für mich im Gleichgewicht, bei jeder Frage, mit der ich sie konfrontiere.
Und dadurch, dass ich nun Bücher mit dieser Aussage veröffentliche und verbreite, begebe ich mich mit ihr auf eine neue „Test“-Ebene. Gleichzeitig fordere ich die Welt auf, diese Überzeugung ebenfalls zu überprüfen.
Es wird sich zeigen, wie diese Entwicklung weitergeht.

 

Die Fehler anderer als „Gleichgewicht“ achten

Ich komme wieder zu den beiden Wörtern „falsch“ und „richtig“.
Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch sich in den Bahnen dieser beiden Wörter bewegt.
Wenn ein anderer Mensch sich in unseren Augen gerade falsch verhalten hat, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er selbst sein Verhalten bewusst oder auf unbewusster Ebene für richtig hält. Dabei handelt er aus einem anderen Gleichgewicht heraus als wir. Er hat ein ganz bestimmtes (un-/be-wusstes) Ziel. Wir müssten nur noch herausbekommen, welches.
Wenn wir böse auf den anderen sind, kann das ein Zeichen dafür sein, dass wir das Gleichgewicht nicht sehen und verstehen können oder auch nicht sehen und verstehen wollen, aus dem der andere gehandelt hat.
Beachten Sie, dass es einen Unterschied gibt zwischen „böse sein“ und „sich distanzieren“.
Wenn wir auf jemanden böse sind, dann haben wir meistens den Wunsch, dass der andere sein Verhalten verändert, dass er etwas korrigiert oder einsieht.
Wenn wir uns von dem Verhalten des anderen „distanzieren“, ohne ihm böse zu sein, dann erkennen wir an, dass er für sich aus einem Gleichgewicht heraus handelt. Doch wir teilen mit ihm dieses Gleichgewicht nicht und ziehen uns davon zurück. Wir stimmen ihm persönlich nicht zu, lassen ihn jedoch das tun, was er tun will. Wir distanzieren uns, ohne den anderen ändern zu wollen (Ausnahme: Wir werden angegriffen und müssen aktiv eine Grenze ziehen). Dabei achten wir den anderen in seinem Schicksal.
Diese Achtung können wir entwickeln, wenn wir immer weiter danach suchen zu verstehen, warum ein scheinbarer Fehler passiert und welches uns unbekannte Gleichgewicht dahinter steht.

Fehler haben immer ihr Gleichgewicht, ihren Sinn, ihr Ziel (es gibt keine Ausnahme).
Wenn wir also „Fehler“ wahrnehmen und davon überzeugt sind, dass sie bekämpft und ausgemerzt werden müssen, dann sehen wir nicht das fremde / neue Gleichgewicht dahinter und wollen unser eigenes / altes Gleichgewicht durchsetzen.

Ist das Verständnis für die Fehler da, dann können sie sich im Verständnis von selbst auflösen. Denn dann erkennen wir, dass es gar keine „schlechten Fehler“ sind und auch noch nie waren. Es sind ganz bestimmte Formen / Gleichgewichte, die ihre ganz bestimmten Konsequenzen haben. Formen, mit denen wir so umgehen, wie es für uns stimmig ist.

Ich möchte noch einmal betonen, dass unser Suchen nach Zusammenhängen und unser Verstehen von fremden Gleichgewichten völlig unabhängig davon ist, dass jedes Verhalten seine Folgen hat und jeder mit den Folgen seines Verhaltens leben muss, sie tragen muss. Wenn wir das (schmerzhafte) Verhalten eines anderen Menschen „verstehen“, dann bedeutet es nicht gleichzeitig, dass wir damit auch sein Verhalten „entschuldigen“.
Die Schuld bleibt.
Und unabhängig davon, dass wir etwas verstehen können, bleiben wir auch immer frei, uns vor dem fremden Gleichgewicht des anderen zu schützen.
„Verständnis“ bedeutet nicht unbedingt „Zustimmung“.
Jeder darf sich schützen und eine Grenze ziehen (sich distanzieren), ohne dabei den anderen abwerten zu müssen, ohne ihn beschimpfen zu müssen oder ihm böse zu sein.
Ein Kampf ist, wie Sie aus meinem ersten Buch wissen, nichts anderes als eine schmerzhafte Verbindung mit dem bekämpften Objekt.
Wenn Sie sich jedoch lieber dafür entscheiden, einem anderen Menschen böse zu sein, dann entscheiden Sie sich gegen die Distanz zu ihm und gleichzeitig für die Verbindung mit ihm.
Sind wir einem Menschen böse, kann das ein Zeichen dafür sein, dass wir uns auf einer anderen Ebene nicht von ihm distanzieren wollen. Manchmal sind wir sogar dem anderen böse, um ihm dadurch zu helfen …
„Böse sein“ enthält immer eine Verbundenheit zum anderen.

 

Eigene Fehler zeigen uns unseren Standort

Um uns gut orientieren zu können, müssen wir wissen, wo wir sind und wo wir hinwollen.
Sie haben sicher schon einmal erlebt, sich in einer fremden Stadt mit Hilfe eines Stadtplans zurechtfinden zu wollen. Sie schauen auf den Plan, wo Sie sich gerade befinden, und Sie schauen, wo Sie hinwollen.
Eigene Fehler zeigen uns unseren momentanen Standort. Deswegen ist es wichtig, sie zu erkennen. Wenn wir einen Fehler bekämpfen, dann wollen wir es nicht wahrhaben, dass wir uns gerade im „falschen“ Stadtteil befinden. Oder wir wollen uns maßlos darüber aufregen. Doch durch diese Aufregung gelangen wir nicht an unser richtiges Ziel. Diese Aufregung ist nur eine Möglichkeit, gerade angestaute Energie loszuwerden und sich dadurch auf der Gefühlsebene in ein neues Gleichgewicht zu bewegen.
Wenn wir unseren Fehler auslöschen wollen, dann ist es damit vergleichbar, dass wir an unserem Standort einfach die Augen zumachen und uns vorstellen, dass wir gar nicht hier sind. Aber irgendwann, wenn wir weiterkommen möchten, müssen wir unsere Augen wieder aufmachen – den Fehler anerkennen.

Wenn wir einen Fehler so annehmen, wie er ist, dann kann er uns zeigen, wo wir gerade stehen und in welche Richtung wir als nächstes zu gehen haben.

Das können Sie übrigens auch auf die Fehler anderer Menschen anwenden: Wenn sie seinen Fehler so annehmen, wie er ist, könnte er Ihnen zeigen, auf welchem Standort der andere sich gerade befindet, wo er steht, und vielleicht auch, wo er hinzugehen gedenkt.
Es ist sicher schwer, sich vorzustellen, dass alles im Grunde richtig ist. Es fällt uns vor allem bei Ungleichgewichten schwer, bei denen junge Amokläufer ihre Lehrer erschießen, oder bei denen Attentate begangen werden.
Aber was tun wir? Wir fragen uns betroffen, wie das passieren konnte. Wir fragen uns, was der Auslöser war oder der Hintergrund. Wir suchen nach dem dahinter stehenden Gleichgewicht, dem übergeordneten Zusammenhang. Wir suchen also bereits nach dem Sinn von „Fehlern“, selbst bei solchen eindeutigen „Fehlverhalten“.
Haben Sie mein drittes Buch Die Vollkommenheit des Universums bereits gelesen, dann erinnern Sie sich, dass Sie beim Lesen schon öfter auf Fehler gestoßen sind und hinterher gemerkt haben, dass sie ihren Sinn hatten. Ich wollte Ihnen damit etwas demonstrieren und erklären. Vielleicht will das Leben uns auch etwas erklären, wenn wir oder andere einen Fehler machen?

Das, was wir für ein Ungleichgewicht halten, kann auf einer anderen Ebene ein Gleichgewicht bedeuten. Es bleibt nur noch die Frage: auf welcher Ebene? Was für einen sinnvollen Zusammenhang gibt es, den wir noch nicht sehen können? Was kann uns der Fehler über unsere momentane Situation sagen? Über unseren momentanen Standort?
Dieser Zusammenhang existiert auf jeden Fall, denn es gibt keine Ausnahme: Wirklich jedes Element hat den Wunsch nach Gleichgewicht. Und so ist ein Fehler immer eine bestimmte Gleichgewichtsform, die auf irgendeiner Ebene gewünscht wurde. Oder der Fehler musste passieren, damit anschließend ein neues Gleichgewicht erreicht werden kann.
Wenn wir diesen Zusammenhang herausbekommen, haben wir wieder die Orientierung und wir haben dazugelernt. In dem Moment hat sich bereits etwas verändert und gelöst.
Und jetzt können Sie einmal beobachten:
Womit sind Sie gerade unzufrieden in Ihrem Leben?
Was wäre, wenn Sie diese Situation einfach nur als ein „Zeichen“ dafür sehen, wo Sie sich gerade mit sich selbst befinden? Als Ihren momentanen Standort?
Anschließend schauen Sie sich die Karte an (Ihre Wünsche), wo Sie eigentlich hinwollen.

Übrigens: Wenn Sie auf einer Karte Ihr Ziel anschauen wollen, dann schauen Sie sicherlich kaum all die anderen Stellen an, die nicht Ihr Ziel sind, sondern Sie blicken eigentlich genau auf Ihr wirkliches Ziel und auf den Weg, der dort hinführen soll, oder?
Also formulieren Sie Ihre Wünsche auch positiv. Machen Sie sich klar, was Sie sich genau wünschen – und nicht nur, was Sie sich nicht wünschen und was Sie nicht mehr wollen.
Schauen Sie direkt auf das Ziel und auf den Weg dorthin.

(ab Seite 74)

Wie verhalten sich Fehler?

Seitdem ich Fehler nicht mehr als Zufälle sehe, sondern als Gleichgewichte ernst nehme, entdecke ich interessante Dinge beim Klavierüben. Und das nicht nur bei mir selbst, sondern auch bei meinen Klavierschülern.
Vielleicht erkennen Sie bei meinen folgenden Beschreibungen Parallelen zu Ihrem Leben? Was müssen Sie lernen? Texte? Inhalte? Zusammenhänge? Vokabeln? Sichtweisen? Vorträge? Tanzschritte?

Ich übe ein neues Klavierstück.
Zunächst muss ich erst einmal die Noten lesen, damit ich es kennenlerne. Ich nehme also wahr, lese mehrmals und versuche dabei, schon langsam zu spielen, damit ich auch andeutungsweise hören kann, wie es klingen soll.
Dadurch lerne ich es immer mehr kennen: Ich gelange mit den Noten in neue Gleichgewichte.
Irgendwann befinde ich mich in dem Gleichgewicht, in dem ich das Wissen besitze, wie das Stück „richtig“ klingen soll. Doch ich spiele nicht immer das Richtige, sondern mache Fehler oder bleibe manchmal stecken. Es gibt also noch ein weiteres Gleichgewicht, das es zu erreichen gilt: die fehlerfreie und flüssige Aktion.
Oft werden Fehler von vielen Musikern einfach übergangen oder werden als „schlecht“ gesehen und bekämpft. Es wird die Fehler-Stelle nochmal und nochmal gespielt, und das so lange, bis der Fehler endlich verschwunden ist und man richtig spielt.
Manchmal ärgert man sich über seine immer noch auftauchenden Fehler, man wird ungeduldig. Lehrer schimpfen über ihre Schüler, wenn diese immer wieder denselben Fehler machen. Dirigenten werden gegenüber dem Chor oder dem Orchester ungeduldig oder sogar wütend. Das lässt sich auch auf manche Trainer und ihre Gruppen übertragen.

Durch Beobachtung können Fehler verschwinden
Aber es gibt noch eine weitere Umgangsform mit Fehlern:
Habe ich am Klavier eine Zeile gespielt und dabei Fehler gemacht, so spiele ich diese Zeile noch einmal und beobachte dabei ganz genau, wo die Fehler passieren, und vor allem, wie sie passieren. Ich gebe mir wie einem Detektiv die Aufgabe, beim Spielen ganz genau herauszubekommen, wo und wie die Fehler auftauchen.
Ist es beim zweiten Mal genau derselbe falsche Ton? Welchen Ton spiele ich überhaupt verkehrt?
Schon allein durch diese Beobachtung verschwinden einige Fehler, die ich vorher gemacht hatte.
Als Chorleiter sage ich dem Chor, man solle diese Stelle noch einmal singen und dabei genau beobachten, was da eigentlich verkehrt klingt. Wer findet es heraus und kann es als erster sagen?
Oft geht es dann schon beim zweiten Durchgang wesentlich besser.

Warum verschwinden die beobachteten Fehler?
* Wenn ich ganz genau „beobachte“, was für ein Fehler auf welche Art und an welcher Stelle auftaucht, worauf gucke ich dann? Was beobachte ich eigentlich wirklich? Ich schaue verstärkt auf die (richtigen) Noten, damit ich auch genau mitbekomme, wann und wie etwas falsch läuft. Ich muss ja einen genauen Vergleich durchführen können.
So habe ich auf eine konzentrierte Art die richtige Version vor Augen, nehme genauer wahr, mache weniger Fehler, weil ich mich in einem intensiveren Gleichgewicht mit dem Richtigen befinde.
* Meine Gedanken schweifen weniger ab, wenn sie beobachten sollen. Ich habe eine gezielte Aufgabe, bin konzentrierter.
* Ich habe keine Angst mehr vor Fehlern, keine „Befürchtung“, dass sie auftauchen. Ich bekämpfe sie weniger. Und wenn ich weniger gegen etwas kämpfe, dann schaue ich auch nicht mehr so krampfhaft und mit Stress darauf, ob gleich ein Fehler passiert. Ich lasse die Fehler also innerlich mehr los, bin lockerer.
Wenn ein Fehler kommt, dann denke ich nur „Aha, da ist ja einer! Mal sehen, ob er das nächste Mal genauso wiederkommt oder ob er sich verändert.“
Ich experimentiere und spiele mit den Fehlern.

Bei dieser Methode gibt es eigentlich nur ein wirkliches Problem: Irgendwann tauchen keine Fehler mehr auf und dann gibt es auch nichts mehr für uns zu beobachten. Dann können wir nicht mehr „Detektiv“ spielen. Tja, und dann müssen wir uns wohl ein neues Stück oder eine neue Unfähigkeit zum Üben suchen, bei der wir wieder Fehler machen und sie genauer untersuchen können …

Ein Unsicherheitsgefühl ist sinnvoll
Fehler verschwinden nicht nur, sondern verändern sich oft oder wandern sogar. Wenn ich eine Stelle richtig gespielt habe und der Fehler verschwunden ist, mache ich plötzlich einen Fehler an einer anderen Stelle, die vorher richtig war.
Die Erklärung dafür ist, dass unsere Fehler nicht immer von einer bestimmten Stelle abhängen, sondern sie passieren, weil wir uns gerade insgesamt unsicherer fühlen. Dieses Unsicherheitsgefühl führt zu Unkonzentration und damit zu Fehlern.
Aber es wird noch angenehmer:
Dieses Unsicherheitsgefühl ist gar kein Ungleichgewicht, sondern ein Gleichgewicht! Es hat seinen Sinn.
Ich habe bei mir den Zusammenhang erkannt, dass mein Unsicherheitsgefühl bedeutet: Meine Aufmerksamkeit steht mir nicht voll zur Verfügung. Sie hat sich geteilt. Ein Teil meiner Energie ist in der Gegenwart beim Spielen, während der andere Teil noch dabei ist, etwas Vergangenes genauer zu klären.
In solchen Momenten sagen wir manchmal: „Ich kann mich nicht konzentrieren“ oder „Meine Aufmerksamkeit ist gerade geteilt.“
Was fehlt uns dann?
Wir sind gleichzeitig innerlich noch irgendwie mit etwas anderem beschäftigt, „hängen“ noch an einem anderen Gedanken.
Beim Klavierüben sieht das konkret so aus:
Wenn ich beginne zu spielen, gelange ich irgendwann an eine Stelle, bei der ich mir noch nicht hundertprozentig sicher bin. An dieser Stelle entsteht ein Wunsch. Ein Teil meiner Energie bleibt „kleben“, um mit ihr endgültig in ein Gleichgewicht zu gelangen, sie also zu beherrschen. Denn das ist ja mein Gesamtziel, deswegen übe ich ja.
Spiele ich aber trotzdem weiter, übergehe also die Stelle und lasse die Unsicherheit so stehen, dann habe ich nicht mehr die ganze Energie zur Verfügung, da noch ein Teil meiner Energie mit der unsicheren Stelle beschäftigt bleibt und daran übt (eher unbewusst). Und so fühle ich mich etwas unsicherer und unkonzentrierter. Und es passieren weitere Fehler.
Unsicherheit, Unkonzentration und Fehler sind ein Zeichen dafür, dass ein Teil unserer Energie an etwas hängen geblieben ist, was wir noch nicht klären konnten, was uns verwirrt und mit dem wir in ein besseres Gleichgewicht gelangen wollen. Doch wir haben es übergangen oder mussten es sogar manchmal übergehen, weil wir es mit unserem gegenwärtigen Erfahrungsschatz noch nicht klären konnten.
Ein kleiner Teil von uns hält an dem Ungleichgewicht fest, um es zu klären. Dieser Anteil ist zu einer Kettenreaktion geworden, die sich über einen gewissen Zeitraum in ein neues Gleichgewicht bewegt. Diese Kettenreaktion stellt permanent die Frage: „Irgendetwas stimmt hier doch nicht. Was ist es wirklich?“ Sie will klären, will eine neue Ordnung, ein inneres Gleichgewicht, das mit der äußeren Form übereinstimmen kann. Und der Teil, der weitergegangen ist, hat nicht mehr die volle Energie zur Verfügung.
Man sagt auch zu so einer Kettenreaktion: Wir „verarbeiten“ etwas. Therapeuten sehen darin einen „Trancezustand“, in welchem das Unterbewusstsein etwas verarbeitet.
Manchmal müssen wir eine Erfahrung nur ganz kurz verarbeiten und sind nur kurz „abwesend“. Und manchmal müssen wir ein Erlebnis über Jahre verarbeiten und haben dabei über einen langen Zeitraum nicht unsere volle Energie zur Verfügung. Gerade Kinder brauchen länger, oft bis ins Erwachsenenalter hinein, bis sie eine innere Ordnung gefunden haben, mit der sie eine „Kindheits-Unsicherheit“ nachträglich in eine Sicherheit haben verwandeln können. In so einem Fall leben sie jahrelang in einer bestimmten Tranceform und suchen unbewusst.
Oft können sich Kinder in der Schule nicht konzentrieren und haben nicht ihre vollständige Energie zur Verfügung, weil ein Teil ihrer Energie sich auf der unbewussten Ebene mit den Ungleichgewichten in der Familie auseinandersetzen. Es kann auch sein, dass noch Pausenerlebnisse verarbeitet werden oder ein Ungleichgewicht zwischen dem Lehrer und dem Schüler existiert, an das die Energie des Schülers gebunden ist.

Integration vergangener Informationen in die Gegenwart
Die Faszination von Fehlern geht noch weiter: Ich wende mich dieser unsicheren Stelle zu, die ich übergangen hatte, schaue sie mir genau an, wiederhole sie und lerne sie dabei immer genauer kennen. Dabei beantworte ich die Frage, wie es eigentlich richtig sein soll und gelange anschließend mit ihr in ein neues Gleichgewicht.
Ich beherrsche nun diese Stelle. Der Wunsch hat sich erfüllt, die Kettenreaktion hat ein Gleichgewicht erreicht (eine Form), und ich habe wieder mehr Energie (Sicherheit) und Aufmerksamkeit zur Verfügung. Wenn ich an diesem Punkt angekommen bin, dann bin ich insgesamt in ein neues Gleichgewicht gelangt, habe mich insgesamt verändert.
In diesem neuen Gleichgewicht sehe ich nun (eher unbewusst) das gesamte Musikstück ein wenig aus einem anderen Blickwinkel, denn mit meiner Veränderung hat sich auch mein Wahrnehmungsfeld verändert (siehe mein erstes Buch So, jetzt ist aber genug!).
Wieso?

Ich nehme einmal Beispiele aus ganz anderen Bereichen:
Zur Zeit läuft hier in Deutschland die CDU-Spendenaffäre (2000). Viele Menschen sind geschockt davon. Die Informationen, dass sich die CDU unter Helmut Kohl während ihrer Regierungszeit gesetzeswidrig verhalten hat, ist eine Art neues Gleichgewicht für uns Bürger (auch wenn wir den Inhalt dieser Information als Ungleichgewicht empfinden). Es wird etwas offenbart und geklärt, was vorher versteckt war. Durch diese Informationen sehen wir nun die Kohl-Ära aus einem anderen Blickwinkel als vorher.
Und alles, an das wir uns erinnern können, ordnen wir nun in diesen neuen Zusammenhang ein.
Kennen Sie Filme wie „The Sixth Sense“ mit Bruce Willis oder „Fight Club“ mit Brad Pit? Am Ende dieser Filme offenbart sich etwas, wodurch wir nachträglich den ganzen Film in einen neuen „Rahmen“ einsetzen müssen. Wir erinnern uns nach dem Film an vergangene Szenen und bringen sie in Zusammenhang mit dem Wissen, das wir jetzt am Ende neu erhalten haben. Wir sehen plötzlich alles Vergangene aus einem neuen Blickwinkel.
Wir erfahren, dass unser Partner uns jahrelang betrogen hat. Auf einmal sehen wir diese vergangenen Jahre mit völlig anderen Augen. Und hier ist diese Erfahrung und Veränderung besonders schmerzhaft.
Diese ständige Veränderung der Sichtweisen erlebe ich auch bei meiner Arbeit an diesem Buch. Wenn ich etwas geschrieben habe, das mir selbst in gewisser Weise die Augen neu geöffnet hat, muss/kann ich andere Teile, die ich bereits geschrieben hatte, neu überarbeiten oder neu einordnen.
Das, was ich hier mit extremen Beispielen beschrieben habe, passiert täglich. Immer wenn wir etwas Neues kennenlernen (wahrnehmen), verändert sich ein bisschen unsere Gesamtsichtweise. Wir sehen alles Vergangene neu und vergessen einiges dabei, weil es für uns weniger in die neue Sichtweise passt.
Ein weiterer Grund für das Vergessen (das Nicht-Integrieren) könnte auch sein, dass es uns nicht mehr wichtig ist, es immer wieder neu in die Gegenwart zu integrieren. Es betrifft uns nicht mehr. Wir können davon loslassen.

Warum können sich die meisten Menschen nicht mehr bewusst an ihre Zeit als Baby erinnern? Meine früheste Erinnerung reicht lediglich in mein 4. Lebensjahr zurück. Vielen anderen Menschen geht es ähnlich. Warum?
Vielleicht weil wir damals eine völlig andere Sichtweise der Welt hatten, als wir geboren wurden. Ich weiß nicht, wie allumfassend und universell die „frische“ Sichtweise eines Babys ist. Aber zumindest war damals unsere gesamte Umwelt im körperlichen Verhältnis zu uns kleinem Wurm wesentlich größer als jetzt, wo wir ausgewachsen sind. Das heißt, wir haben zuerst die riesige Welt um uns als „normal“ kennengelernt, sind gewachsen, gereift, wobei die Welt immer „erkennbarer“ und „kleiner“ im Verhältnis zu uns wurde. Irgendwann passte die Erinnerung an die frühere große Welt nicht mehr in unsere inzwischen veränderte Sichtweise, und so vergaßen wir bzw. brauchten nicht mehr zu „integrieren“.

Ich komme zurück zum Klavierüben.
Bin ich also beim Üben einer Stelle mit ihr in ein neues Gleichgewicht gelangt, sehe ich das restliche Stück aus etwas anderen Augen und habe dabei ein wenig vergessen.
Das bedeutet also, dass ich erst alles andere wieder in dieses neue Gleichgewicht integrieren muss. Ich muss mich wieder neu erinnern, wie es richtig war.
Unser Erinnerungsprozess ist das Integrieren vergangener Informationen in die gegenwärtige neue Sichtweise.
Wenn wir uns an etwas erinnern, holen wir es in die Gegenwart und integrieren es dadurch in unser jetziges Gleichgewicht, in welchem wir uns inzwischen befinden.
Spiele ich nun also wieder von vorne, ohne mich erinnert zu haben, kann es sein, dass ich nun an einer anderen Stelle, bei der ich vorher sicherer war, einen Fehler mache, etwas vergessen habe und mich kurz unsicher fühle. Aber schon bei diesem neuen Kontakt mit dieser Stelle erinnere ich mich wieder an sie und integriere sie dadurch in meine neue Gegenwart. Meistens passiert das recht schnell, je nachdem wie intensiv ich die Stelle vorher schon kannte, wie gut ich mich an sie erinnern kann. Beim erneuten Spielen ist dieser frische „Fehler“ oft schon wieder verschwunden.

Mir passiert so etwas auch auf einer ganz anderen Ebene: Wenn ich über mich selbst eine wichtige Erkenntnis hatte, die mich auch ein großes persönliches Problem (Ungleichgewicht) emotional verarbeiten ließ, dann fielen mir manchmal wenige Tage später einige Namen bestimmter Menschen nicht mehr ein (Vergessen = „Fehler“) und ich musste nachfragen. Ich war mit mir selbst in ein neues Gleichgewicht geraten und musste nun einige Informationen „nacharbeiten“ und in dieses neue Gleichgewicht integrieren.
Wie wäre unter diesem Gesichtspunkt nun das ideale Lernen in der Schule?
Kinder dürfen Fragen stellen, immer wieder – und auch immer die gleichen. Jede Frage ist ein Versuch, etwas zu verstehen oder sich mit einer äußeren Hilfe wieder zu erinnern und alte Informationen neu in die veränderte Gegenwart zu integrieren. Und dieser Prozess darf so lange passieren, bis das Kind von sich aus keine Fragen mehr hat.
Tests, Arbeiten und Klausuren wären lediglich eine Rückmeldung für den Lehrer, ob der Schüler noch Fragen hat, also auf welchem Stand sich der Schüler befindet. Der Lehrer kann dadurch erkennen, wo der Schüler noch Unterstützung benötigt.
Fehler sind keine Unfähigkeit, keine Dummheit, keine Schwäche. Leider werden meistens noch offene Fragen als „unbefriedigend“, „ungenügend“ und „mangelhaft“ bezeichnet und bewertet.
Dabei zeigt in Wirklichkeit jede Frage, in welche Richtung gegangen werden kann, und jede Antwort ist ein Schritt, egal wie groß.

Und jetzt wissen wir auch:
Wenn ein Kind sich nicht konzentrieren kann, dann ist es in einem anderen Bereich unsicher, benötigt dort vermehrt Energie, um in einer längeren Kettenreaktion für sich etwas klären zu können. Es sucht in diesem Bereich intensiv nach einem neuen Gleichgewicht und hat wenig Energie für die Gegenwart zur Verfügung.
Wenn ein Kind etwas vergessen hat, so hat es diese Information noch nicht in die neue Gegenwart integrieren können. Es hat nicht „vergessen“, sondern es hat lediglich aus bestimmten Gründen in der Gegenwart keinen Zugang mehr zu der vergangenen Information.
Jedes Kind muss in sich etwas anderes klären, und bei jedem Kind gibt es einen anderen Grund, weshalb es gerade alte Informationen nicht mehr in die Gegenwart integrieren konnte.
Doch nach außen erscheint es bei jedem Kind auf die gleiche Weise: als Unkonzentration, Unsicherheit, Vergesslichkeit.

Die persönliche Lebensaufgabe ist sehr attraktiv
Bisher sprach ich nur den Wunsch nach Klärung einer Unsicherheit an. Es gibt aber auch den Wunsch nach dem Lernen einer bestimmten Fähigkeit. Und wenn Kinder oder auch Erwachsene sich von einer Fähigkeit angezogen fühlen, die sie faszinierend finden und unbedingt lernen und beherrschen wollen, ist für sie alles andere langweilig oder sogar sinnlos. Müssen sie sich dann mit etwas anderem beschäftigen, fühlen sie dort wenig Energie und wenig Lust, können sich nicht konzentrieren, machen verstärkt Fehler. Die Energie kommt erst dann wieder, wenn sie sich dem zuwenden, was sie anzieht.
So ging es mir persönlich mit diesem Buch. Ich habe zwar Musik studiert, doch das einzige, was mich daran angezogen hat, war die Chorleitung, bei der ich die Aufgabe hatte, eine Gruppe von Menschen anzuleiten, also die Pädagogik oder auch die psychologischen Aspekte der Musik. Das Üben eines Instrumentes wurde für mich erst interessant, nachdem ich den passenden Umgang mit Fehlern entdeckte (nach meinem Studium). Die Musik selbst zog mich selten an. Und ganz deutlich war für mich immer, wenn ich Phasen absoluter Lustlosigkeit durchlebte: Zum klärenden Tagebuchschreiben oder zur Arbeit am Buch hatte ich meistens Lust. Und siehe da: Mein Leben entwickelt sich in die Richtung des „Denkers“ und der Autorentätigkeit.

Es gibt sehr viele Sichtweisen, in denen darüber gesprochen wird, dass Kinder „geführt“ und „angeleitet“ werden müssen, dass ihnen Fähigkeiten „beigebracht“ werden sollten. Auf einer anderen Ebene hat das Kind jedoch bewusst oder unbewusst den Wunsch nach einem anderen Gleichgewicht, als es wir Erwachsenen gerade vor Augen haben.
Bloß nach welchem?

Wir vergessen oft, dass es Bereiche gibt, in denen das Kind ganz von selbst lernt: mindestens das Laufen oder das Sprechen. Das sind Dinge, die wir dem Kind direkt vorleben und die Bestandteile des „natürlichen“ Reifungsprozesses des Kindes sind.
Doch warum lernt es auf der einen Seite etwas ganz von selbst, will oder kann aber in anderen Bereichen nicht oder nur langsam lernen?
Wenn wir Erwachsenen das herausbekommen („gelernt“) haben, können wir das Kind besser unterstützen und ihm mehr Raum für seine eigene persönliche Entwicklung geben.
Ein Junge hat mittags keine Lust, Hausaufgaben zu machen, weil er weiß, dass seine Klassenkameraden sich draußen zum Fußball treffen. Fazit: Er ist ein begeisterter Fußballer.
Idealerweise müsste jeder Erwachsene (kennen-)lernen, was der individuelle Wunsch des Kindes ist und warum es etwas (nicht) lernen möchte oder kann. Wir sollten vorsichtig sein, bestimmte wissenschaftliche Erkenntnisse oder unsere eigenen persönlichen Wünsche („Mein Sohn wird mal ein großer Künstler!“) den Wünschen des Kindes vorzuziehen. Wenn wir es tun, nehmen wir unsere Erkenntnisse und Wünsche manchmal wichtiger als die Wünsche des Kindes. Und wie reagiert ein Kind, das sich mit seinen Wünschen nicht ernst genommen fühlt?

 

(ab Seite 112)

Der klare Unterschied zwischen Abwehr und Abgrenzung

Es gibt einen ganz klaren Unterschied zwischen der Abwehr und der Abgrenzung.
Wehren wir uns gegen etwas, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir uns bereits in einer Rolle befinden, diese Rolle aber nicht wollen. Wir können jedoch diese Rolle noch nicht loswerden, vielleicht weil uns ein anderer übergeordneter Wunsch noch an die Rolle bindet, oder weil wir nicht wissen, wie wir sie loswerden.
Grenzen wir uns ab, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir uns dafür entschieden haben, eine Rolle nicht anzunehmen. Wir sind also außerhalb dieser Rolle, bleiben mit Hilfe unserer Abgrenzung auch außerhalb und fühlen uns wohl damit.
Deswegen kann eine Abgrenzung sehr freundlich verlaufen, denn wir sind uns unserer Sache sicher und wissen genau, wie wir uns erfolgreich abgrenzen können. Wir sind uns selbst sicher, weil wir diese Rolle früher bereits ausführlich kennengelernt haben, oder weil wir ganz klar spüren können, dass wir sie nicht wollen.

Bei einer Abwehr stecken wir im Kampf gegen diese Rolle und sind daher bereits mit ihr verbunden. Die Abwehr erfolgt mit Aggression, Wut, Ärger, teilweise auch Verachtung, und vor allem mit dem Wunsch nach Veränderung der gegenwärtigen Situation. Wir fühlen uns unwohl.

Abgrenzung kann deutlich und bestimmt ein immer wieder auftauchendes Ungleichgewicht fernhalten, ohne darunter zu leiden. Sie kann den Zustand aufrechterhalten, der gerade besteht, und ihn vor Veränderungen von außen schützen.

Abwehr will das Ungleichgewicht los sein und hat den Wunsch, dass das Ungleichgewicht sich verändert. Man ist dabei mit dem Ungleichgewicht verbunden und leidet darunter. Man kann sich noch nicht deutlich abgrenzen. Und das liegt entweder daran, dass man das erfolgreiche abgrenzende Verhalten noch nicht kennt oder dass man sich nicht abgrenzend verhalten will. Vielleicht möchte man auch die Abgrenzung nicht wahrhaben und in Wirklichkeit lieber mit der Rolle verbunden bleiben, auch wenn sie noch so spannungsgeladen ist. Vielleicht hat man dadurch irgendwie einen verdeckten Gewinn. Lieber „wehrt“ man sich aus einem bestimmten Grund immer wieder, als dass man sich erfolgreich abgrenzt.
Das ist ebenso ein gewisses „Gleichgewicht“.

Wenn ich mich abgrenzen kann, dann habe ich ein Gefühl, als ob ich im Sommer ein Fliegennetz vor mein Fenster gehängt habe. Ich kann mein Fenster stundenlang – auch nachts – offen lassen, ohne dass ich in meinem Zimmer gegen mich plagende Insekten zu kämpfen habe. Ich fühle mich wohl und sicher und kann mich auf anderes konzentrieren.

Habe ich mich nicht deutlich genug abgrenzen können, ist also das Fliegennetz undicht und stark beschädigt, oder habe ich es vergessen aufzuhängen, dann muss ich mich immer wieder gegen Mücken wehren. Ich fühle mich gestört.

Eine Abwehr steht immer in Verbindung mit Ungleichgewichten, mit Abwehrgefühlen.

Bei einer Abgrenzung fühlen wir uns sicher und friedlich, wir fühlen uns im Gleichgewicht.

Müssen wir uns wehren, dann konnten wir uns nicht deutlich genug abgrenzen. Das Auftauchen einer Abwehr ist eine Chance, nach der Lücke in unserer Abgrenzung zu suchen und das Fliegennetz auszubessern.
Und diese Lücke kann sich bereits in unserer Wahrnehmung befinden: Wir hatten nicht wahrnehmen können, wogegen wir uns abgrenzen müssen.
Doch jetzt haben wir dazugelernt.

Ich komme noch einmal zu dem Beispiel von oben: „Das hast du mit Absicht gemacht!“
Wenn ein Mensch uns gegenüber behauptet, wir hätten etwas mit Absicht gemacht, so kann es sein, dass wir kurz über diese Behauptung lächeln müssen, und uns dann nicht weiter darum kümmern.
Dabei haben wir die Rolle, in die uns der andere (meist unbewusst) bringen wollte, nicht angenommen und sind davon „abgegrenzt“ geblieben. Wir konnten rechtzeitig wahrnehmen: Seine Behauptung hatte das Ziel, uns in eine Rolle zu verstricken. Er kann gerne seine Sichtweise behalten – und wir wissen, dass er etwas missverstanden hat und seine Behauptung nicht der Realität entspricht.
Unsere frühere Abwehr hat sich inzwischen in eine Klarheit verwandelt.

Übrigens: Wir schauen immer wieder das an, gegen das wir uns wehren, in der Hoffnung, dass es möglichst bald verschwindet.
Deswegen tritt es auch häufiger in unser Leben, und wir müssen immer wieder dagegen kämpfen …
… bis wir es als „völlig normal“ anerkennen und damit umgehen können.

Wenn wir also einem dominanten Menschen begegnen, ist unser Klein-Gefühl dabei etwas „völlig Normales“.
Wie wollen wir nun damit umgehen?

Fühlen Sie sich gegenüber Ihrem Chef „klein“, dann ist es normal, denn er hat die Rolle, Sie anzuleiten, und Sie haben die Rolle des „Geleiteten“. Es kommt nur noch darauf an, ob Sie sich dabei von Ihrem Chef geachtet fühlen. Achtet er Sie als Mensch, dann können Sie sich in Ihrer Rolle wohlfühlen. Hat er aber eine Abwertung in seinem Verhalten, dann spüren Sie das dadurch, dass Sie sich in dieser Rolle verletzt, gekränkt und unwohl fühlen und sich Anerkennung wünschen – das ist auch wieder eine Wahrnehmung. Denn Sie wissen, dass es auch Situationen in Ihrem Leben gibt, in denen Sie sich nicht gekränkt fühlen. Sie erleben es also nicht ständig, haben keine „ständige Wunde“, die Sie selbst lösen müssten …
Machen Sie aber Ihrem Chef für sein Verhalten einen Vorwurf, dann wehren Sie sich gerade wieder gegen Ihre Wahrnehmung. Sie denken, sein Verhalten sei „falsch“, und es sei „falsch“, den Chef und seine Ausstrahlung auf diese Weise fühlen zu müssen.
In diesem Fall haben Sie nicht verstanden, dass Sie etwas wahrnehmen, und sehen nicht, dass Ihr unangenehmes Gefühl ihm gegenüber „völlig normal“ ist. Und Sie müssten sich selbst Gedanken über Ihre eigene Sichtweise machen …
Es ist keine Abwehr, wenn wir uns entscheiden, etwas nicht mehr wahrnehmen zu wollen und den Kontakt deshalb vermeiden. Vermeidung ist ein „normaler“ Schutz vor einem Ungleichgewicht, das wir fühlen. Dabei grenzen wir uns einfach nur gegen die Gefahr eines Ungleichgewichtes ab. Es ist eine Abgrenzung.

Wir müssen bei jeder Grenze, die wir fühlen, bei jedem Ungleichgewicht, immer wieder danach forschen, was wir eigentlich wahrnehmen. Ist es unsere eigene Grenze oder ist es eine äußere Grenze (z. B. die emotionale Grenze eines anderen Menschen), der wir gerade begegnet sind?
Können wir gerade nicht weitergehen, weil wir uns selbst behindern, oder können wir nicht weitergehen, weil wir auf ein fremdes Hindernis gestoßen sind?
Eine neue Erkenntnis bringt uns weiter und zeigt uns, wie wir als nächstes zu handeln haben, um ein neues Gleichgewicht erreichen zu können.

Seitdem ich diese Zusammenhänge erkannt habe, mache ich ausgiebig die Erfahrung, dass es Menschen gibt, in deren Gegenwart ich mich frei, offen und normal fühle, dass es Menschen gibt, in deren Gegenwart ich plötzlich dominant und fast übertrieben selbstsicher auftrete, und dass es Menschen gibt, in deren Gegenwart ich mich total klein und sehr aufgewühlt fühle etc.

Aufgrund der Auflösung vieler Abwehrhaltungen in mir und der Entwicklung meiner Selbstwahrnehmung bin ich fähig geworden, andere Menschen besser in der Tiefe ihres Seins wahrzunehmen.
Dadurch, dass ich mein Gefühl immer genauer interpretieren kann, wie ich mich selbst im Kontakt zu einem anderen Menschen fühle, welche Rolle ich gerade „automatisch“ spiele, kann ich immer treffsicherer den anderen Menschen und seine Ausstrahlung wahrnehmen.
Meine Menschenkenntnis ist angewachsen, seitdem ich nicht mehr gegen meine Hemmungsgefühle kämpfe, sondern sie als „Wahrnehmungen auf der Gefühlsebene“ identifizieren konnte.

Vorsicht! Es gibt auch die Rolle des „Sich-Wehrenden“.
Hier muss man im Laufe der Zeit allmählich unterscheiden lernen, wann man sich gegen etwas wehrt, weil man es selbst nicht möchte, und wann man sich gegen etwas wehrt, weil man damit eine „Rolle“ für einen anderen Menschen erfüllt. Denn es gibt manchmal Menschen, die sind es gewohnt, dass man sich gegen sie oder gegen ihre Vorstellungen und Wünsche wehrt. Haben wir Kontakt zu so jemandem, dann spüren wir auf einmal, wie wir uns gegen ihn zu wehren beginnen. Doch tief in unserem Innern wissen wir gleichzeitig, dass wir ihm doch irgendwie wohlgesonnen sind. Wir spielen nur eine Rolle …

Erkennen Sie jetzt, dass Sie sich und Ihre Wahrnehmungsfähigkeiten in Wirklichkeit selbst einschränken, wenn Sie sich wünschen, sich für immer „selbstsicher“ in Ihrem Leben fühlen zu können?

 

(ab Seite 140)

Die allumfassende Liebe ist nicht fühlbar

Die allumfassende Liebe ist ein Thema, das oft besprochen wird und über das es viele Theorien gibt. Ich füge eine weitere Theorie hinzu:

Warum fällt es uns so schwer zu beschreiben, was Liebe ist?
Weil sie das absolute Gleichgewicht ist, die absolute Einheit.
Die Liebe ist das Nichts. Und das Nichts ist gleichzeitig alles.
Die Liebe ist das Alles.
Die Liebe ist Gott. Gott ist die Liebe.

Die wahre allumfassende Liebe ist die Erkenntnis, dass alles zusammen im Gleichgewicht ist. Es ist die absolute Zufriedenheit mit allem, auch mit der Unzufriedenheit. In dieser Zufriedenheit sind alle Gefühle integriert. Es gibt keinen Gegenpol dazu.

Fühlt man etwas, wozu es auch einen Gegenpol gibt, also Glück, tiefe Zuneigung oder Leid und Hass, so sind diese Gefühle selbst nicht die allumfassende Liebe. Sondern es ist eine Liebe, die man aus dem Gleichgewicht bringen kann.
Meistens ist diese gefühlte Liebe der Wunsch, ein Gleichgewicht mit einem geliebten Gegenüber erreichen zu wollen. Oder es ist das Glück, endlich mit diesem Gegenüber ein Gleichgewicht erreicht zu haben.
Die Liebe, die aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann, will Schmerzen vermeiden. Sie hält fest. Sie will Glück. Sie schwingt nicht mit den Veränderungen der Gegenwart.
Diese beiden Arten von Liebe sind zu unterscheiden.

Nur eine von beiden kann man fühlen.
Die andere „ist“ einfach. Immer.

Wenn wir erkennen, dass auf einer bestimmten Ebene alles im absoluten Gleichgewicht ist, dann erkennen wir auch, dass jeder Mensch bereits im absoluten Gleichgewicht ist. Also liebt auch jeder allumfassend. Oder anders ausgedrückt: Jeder Mensch ist in der allumfassenden Liebe.
Hier verliert die Ordnung des Raumes seine Gültigkeit. Denn alles ist eins. Daher ist es egal, ob ich sage, dass ein Mensch allumfassend liebt oder dass er in der allumfassenden Liebe ist.
Er ist einfach allumfassende Liebe.
Und so liebt jeder Mensch allumfassend, ohne dass man es selbst merkt, da man es nicht fühlen kann.
Alles andere, was wir fühlen, also Eifersucht, Angst vor Verlust des geliebten Menschen, Mitleid, Herzenswärme, Glück und Ekstase, Sexrausch, Liebe usw., sind Gefühle, sind Ungleichgewichte oder relative Gleichgewichte. Doch sie sind nicht direkt die allumfassende Liebe selbst. Sie sind nur Unterelemente / Teile von ihr.

Wenn wir Liebe fühlen, dann fühlen wir eigentlich, dass sich Schmerzen und Hindernisse auflösen und wir in ein neues, schöneres Gleichgewicht gelangen, in dem wir uns weniger wehren müssen und mehr integrieren können als vorher. Wir fühlen „tiefer“, „offener“ und „freier“.
Oder wir fühlen Schmerzen, gerade weil wir lieben.

Zusammengefasst:
Die Liebe, die wir fühlen, ist nur ein Teil der allumfassenden Liebe, ein Unterelement, eine Bewegung in ein besseres Gleichgewicht. Und die allumfassende Liebe ist das grenzenlose Überelement.
Sie ist alles.

Das bedeutet auch, dass niemand die allumfassende Liebe lernen muss, denn er liebt schon allumfassend, und das schon immer. Allein dadurch, dass er „ist“.
Oft bezeichnen Menschen diese allumfassende Liebe als „bedingungslose Liebe“. Dabei denken sie, dass bedingungslose Liebe bedeutet, sich selbst völlig aufzugeben, sich wunschlos und bedingungslos hinzugeben. Doch dabei gibt es einen Widerspruch, der meistens übersehen wird:
Die Vorstellung von einer bedingungslosen Liebe hat eine ganz starke Forderung, eine Bedingung: Sie darf nämlich keine Bedingung enthalten, sie muss bedingungslos sein.
Diese Forderung ist bereits eine Bedingung. Die bedingungslose Liebe hat die Bedingung, bedingungslos sein zu müssen. Dies ist ein Widerspruch in sich …!
Diese scheinbare Liebe, die keine Bedingungen haben darf, ist in Wirklichkeit ebenfalls nur ein Teilaspekt der allumfassenden Liebe, die ich oben beschrieben habe. Bei der bedingungslosen Liebe werden Bedingungen ausgeschlossen. Die allumfassende Liebe schließt Bedingungen jedoch mit ein und liebt selbst diese. Bei ihr gehört absolut alles dazu.
Keiner kann die allumfassende Liebe erreichen, denn jeder ist sie bereits, ausnahmslos....



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